Vollkasko- oder Teilkaskoversicherung? Das sind die Unterschiede

Düsseldorf In Deutschland ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass jedes Auto über eine Kfz-Haftpflichtversicherung versichert sein muss. Ohne einen Versicherungsnachweis gibt es keine Chance, das Auto beim Straßenverkehrsamt anzumelden. Ohne Anmeldung darf das Fahrzeug nicht auf die Straße. Wer also sein Auto ohne Kfz-Haftpflicht außerhalb eines privaten Grundstücks bewegt, macht sich strafbar. 

Demnach haben alle Autos zumindest eine Kfz-Haftpflichtversicherung. Der Stiftung Warentest zufolge hat mehr als die Hälfte der Halterinnen und Halter sogar eine Vollkaskoversicherung. 29 Prozent sind teilkaskoversichert.

Kaskoversicherungen sind freiwillig, aber in einigen Fällen sinnvoll. Für wen lohnen sich welche Versicherungsmodelle?

Was übernimmt die Haftpflichtversicherung?

Bei einem Unfall übernimmt die Haftpflichtversicherung die Schäden anderer Verkehrsteilnehmer sowie Sachschäden an fremdem Eigentum. Für die Reparatur des eigenen Wagens werden bei Haftpflichtversicherungen keine Kosten übernommen.

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Was übernimmt die Teilkaskoversicherung?

Wer sein eigenes Auto zusätzlich gegen Diebstahl, Unwetterschäden, Glasbruch, Wildunfälle und Marderbisse versichern will, kann eine Teilkaskoversicherung nutzen. In den Policen sind auch Kurzschlüsse, Brände und Explosionen abgesichert.

Beschädigungen durch Marderbisse (Marderschäden) werden übernommen. Doch etwaige Folgeschäden wie etwa Roststellen und Motorschäden werden durch Teilkasko nicht abgesichert. Die Teilkaskoversicherung ersetzt im Regelfall auch den Zeitwert des Autos – also den Wert des Fahrzeugs vor dem Unfall. Dabei werden auch Alter und Abnutzung berücksichtigt.

Wichtige Punkte zur Teilkaskoversicherung:

  • Sturmschäden werden erst ab Windstärke acht (stürmischer Wind) übernommen.
  • Eine Ausnahme beim Diebstahl: Werden die Autoschlüssel-Signale von Dieben mithilfe eines Störsenders (Jammer) unterbrochen, sodass die elektronischen Türschlösser nicht verriegeln, greift keine Teilkaskoversicherung. Daher empfiehlt die Stiftung Warentest beim Abschließen des Wagens auf die Blinkersignale zu achten.
  • Bei Wildunfällen ist auf das Kleingedruckte zu achten. Einige Versicherer grenzen die Tiere auf Haarwild, also Hirsche, Wildschweine, Hasen, Füchse, Dachse oder Luchse ein. Damit sind aber Unfälle mit Hunden, Vögeln oder etwa Kühen nicht abgedeckt. Formulierungen wie zum Beispiel „alle Tiere“ oder „alle Wirbeltiere“ sind in diesen Fällen für die Versicherten vorteilhafter.
  • Vandalismusschäden sind in der Teilkaskoversicherung ausgenommen.

Was übernimmt die Vollkaskoversicherung?

Gerade bei Neuwagen entscheiden sich die Eigentümer häufig für eine Vollkaskoversicherung. Denn diese zahlt in den ersten Monaten bei einem Totalschaden häufig den vollständigen Neupreis. Danach wird der Zeitwert erstattet. Die Vollkaskoversicherung enthält alle Leistungen einer Teilkaskoversicherung. Zusätzlich bietet sie einen Versicherungsschutz auch bei selbst verschuldeten Unfällen. Dabei ist auch das eigene Auto inkludiert.

Was ist der Unterschied zwischen Voll- und Teilkasko?

Abgesehen von den verschiedenen Leistungen unterscheiden sich die Versicherungsmodelle darin, dass es bei der Vollkasko Schadensfreiheitsklassen gibt. Wer unfallfrei fährt, wird mit der Zeit mit höheren Schadenfreiheitsklassen belohnt. Das wirkt sich auf die Versicherungsprämie aus und kommt einem Rabatt gleich.

Im Falle eines Unfalls senkt sich die Schadenfreiheitsklasse um meist mehrere Klassen. Deshalb kann es sinnvoll sein, sich nach einem Unfall zu informieren, um wie viele Klassen man zurückgestuft werden würde. In manchen Fällen lohnt es sich, den entstandenen Schaden selbst zu zahlen. So kann eine Rückstufung vermieden werden. Bei einer Teilkaskoversicherung gibt es keine Schadenfreiheitsklassen, da diese vor allem Schäden abdeckt, die nicht vom Fahrer selbst beeinflussbar sind.

Was ist bei einer Kaskoversicherung zu beachten?

Die Versicherer haben unterschiedliche Leistungskataloge. Wichtig ist, auf eine möglichst hohe Deckungssumme sowie einen Zusatz zu achten, der auch grob fahrlässig selbst verschuldete Unfälle abdeckt. Bei einer Voll- sowie bei einer Teilkaskoversicherung können Autofahrer durch eine abgeschlossene Selbstbeteiligung die Versicherungsprämie senken und damit Geld sparen. 

Teil- oder Vollkasko: Wann lohnt sich welche Versicherung?

Bei neuen und vor allem teuren Autos lohnt sich in den ersten vier bis fünf Jahren eine Vollkaskoversicherung. Nach dieser Zeit ist es ratsam, über einen Wechsel nachzudenken. Ob sich das auszahlt, hängt von anderen Faktoren ab. Darunter fallen etwa die gefahrenen Kilometer pro Jahr, die Selbstbeteiligung, der Zahlungsrhythmus, die Typklasse und das Baujahr des Fahrzeugs sowie die Regionalklasse. Gerade bei alten Autos, die nur noch wenig wert sind, ist eine Teilkasko- oder Kfz-Haftpflichtversicherung oft ausreichend. Dabei sollte man jedoch in der Lage sein, im Falle eines Totalschadens das Fahrzeug zu ersetzen.

Mehr: Was Besitzer von Elektroautos bei der Versicherung beachten müssen