München.Der Markt für Kfz-Versicherungen ist hart umkämpft. In Deutschland dominiert ihn Huk Coburg und hat dabei sowohl andere Schwergewichte wie Allianz abgehängt als auch neue Wettbewerber auf Distanz gehalten. Mit einem davon haben sich die Coburger nun verbündet, um noch dieses Jahr einen neuen Onlineversicherer zu starten.
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„Der Lizenzantrag liegt bei der Finanzaufsicht Bafin“, erklärt Huk-Chef Klaus-Jürgen Heitmann. In der zweiten Jahreshälfte wolle man loslegen. Partner ist Neodigital. Das Start-up gilt im Versicherungsbereich als technologische Perle, die angeblich auch das Interesse des Internetriesen Amazon geweckt haben soll. Nun hat dort Huk einen Fuß in der Tür und übliche Geschäftsideen.
White-Label-Versicherer
„Eine Autoversicherung für Tchibo, das ist im Grundsatz denkbar“, verrät Heitmann. Denn die gemeinsame Tochter, an der die Coburger eine Mehrheit halten, soll nicht unter dem Markennamen Huk auftreten. Neodigital Autoversicherung oder etwas Ähnliches sei für den White-Label-Versicherer geplant, sagt Heitmann. Unter diesem Begriff versteht man eine Marke, die auch für Dritte ihre Dienste anbietet. Bei Neodigital kann das ein Kaffeeröster wie Tchibo sein oder sogar ein Internetriese wie Amazon.
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Der Markteintritt internationaler Datensammelkraken auf dem deutschen Versicherungsmarkt im großen Stil wird seit Jahren erwartet. Das muss nicht zwingend in Konkurrenz zu etablierten Größen wie Huk geschehen. Auch Kooperation wäre eine Variante. Dafür müssen aber die Gebühren für die Vermittlung von Policen und der Zugriff auf Kundendaten beide Seiten zufriedenstellen, was ein schwieriges Unterfangen sein könnte.
Offen zeigte sich Heitmann zudem, ganze Versicherungsbestände bestehender Kfz-Versicherer mittels Neodigital zu übernehmen und sie kostengünstig zu managen. Ein weiterer Reiz des neuen Vehikels besteht darin, dass Neodigital-Tarife auch bei Vergleichsplattformen wie Check 24 gelistet werden könnten. Die meidet Huk mit der eigenen Marke bislang hartnäckig im Vertrauen auf eigene Strahlkraft. Über Neodigital könnte künftig zusätzlich das branchenweit sehr bedeutende Geschäft über Vergleichsplattformen mitgenommen werden.
Weitere branchenübergreifende Geschäfte
Branchenübergreifende Geschäfte hat der Marktführer bei Kfz-Policen auch noch über ein anderes Vehikel im Sinn. Das ist die Plattform Onpier, wo sich Huk gerade mit den Versicherern HDI und LVM verbündet. Onpier wendet sich nicht an Endkunden, sondern an andere Unternehmen. Die können dort Dienstleistungen bündeln, mit denen Kfz-Versicherer ihre Kunden näher an sich binden wollen.
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„Der Autoankauf ist ein erster Service“, verrät Heitmann. Wenn Kfz-Versicherte sich ein neues Auto anschaffen, sollen sie ihr altes unkompliziert an ihren Versicherer verkaufen können, was Huk in Eigenregie schon tut. Im Verbund mit anderen Versicherern soll so etwas nun auf eine größere Basis gestellt werden, wobei Huk bei Onpier bislang klar dominiert.
Kerngeschäft Kfz-Versicherung
Von den rund 18 Millionen Kfz-Versicherter, auf die Huk, HDI und LVM zusammen kommen, gehen 13,4 Millionen auf das Konto der Coburger. „Wir sind in einer natürlichen Vorteilsposition“, sagt Heitmann zum Ankauf von Gebrauchtwagen von Kfz-Versicherten. Deren Altwagen kenne man durch die Versicherungsbeziehung recht gut. Denkbar sind auch weitere gemeinsame Dienste wie Fahrzeugbewertung oder die Vermittlung von Wallboxen für Elektroautos. Im Kerngeschäft Kfz-Versicherung sorgt so etwas für Kundenbindung. Wo die Reise dort 2022 hingeht, wagt Heitmann nicht abzuschätzen.
Eigentlich habe Huk mit einem ersten Normaljahr nach der Pandemie gerechnet. Dann kam der Krieg in der Ukraine mit enorm steigenden Spritpreisen und neuen Lieferproblemen für Autobauer. Was das für Versicherungsprämien heißt, ist unklar.
Kostenexplosion könnte bevorstehen
In der Pandemie wurde weniger gefahren, was weniger Unfälle und Schäden nach sich zog. Zuletzt ist das Prämienniveau bei der Huk deshalb binnen Jahresfrist um rund 3 Prozent gesunken. 2022 könnte die Fahrleistung wegen hoher Spritpreise erneut mit ähnlichen Folgeeffekten sinken. Zugleich aber steigen Reparaturkosten pro Fahrzeug mit anschwellender Inflation weiter an.
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Sobald sich Fahrleistungen wieder normalisieren, steht Kfz-Versicherern damit eine Kostenexplosion bevor, die für steigende Prämien sorgen würde. Was 2022 wirklich bringt, bleibt unwägbar. Huk kalkuliert mit weniger Fahrzeugwechseln und niedrigerem Geschäftspotenzial. Am Ende wolle man aber wie im Vorjahr wieder besser als der Markt abschneiden und Marktanteile gewinnen, sagt Heimann gedämpft zuversichtlich.